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1. Von 1789 - 1807 - S. 18

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
18 I. Die französische Revolution 6. Beurteilung der Revolution. a) Wieland. Die ganze Nation wird, indem sie die Aussaat der allgemeinen Glückseligkeit, deren Früchte ihre Nachkommenschaft ernten wird, aufkeimen und gedeihen sieht, die edlen und aufgeklärten Männer segnen, denen sie die größte aller Wohltaten, Freiheit unter vernünftigen Gesetzen, die sie sich selbst gegeben hat, und Sicherheit eines festbegründeten, immer steigenden Wohlstandes, zu danken haben wird.1 (Es ist mir schlechterdings unmöglich, um aller jener wirklichen und erdichteten Greuel willen, deren sich der pariser Pöbel und hier und da einige zur Ungeduld gereizte Bürger und Bauern im Verlauf der letzten zehn Monate schuldig gemacht haben mögen, weniger überzeugt zu sein, daß die Revolution ein notwendiges und heilsames Werk, oder vielmehr das einzige Mittel war,' die Nation zu retten, wiederherzustellen und atler Wahrscheinlichkeit nach glücklicher zu machen, als es noch keine andere jemals gewesen ist.2 b) Goethe. Franzium drängt in diesen verworrenen Tagen, wie ehemals Luthertum es getan, ruhige Bildung zurück.3 Denn wer leugnet es wohl, daß hoch sich das Herz ihm erhoben, 3hm die freiere Brust mit reineren pulsen geschlagen, Hls sich der erste (Blain der neuen Sonne heranhob, Hls man hörte vom Hechte der Menschen, das allen gemein fei, Dort der begeisternden Freiheit und von der löblichen Gleichheit! Schauten nicht alle Völker in jenen drängenden Tagen Nach der Hauptstadt der Welt, die es schon so lange gewesen Und jetzt mehr als je den herrlichen Namen verdiente? Waren nicht jener Männer, der ersten Verkünder der Botschaft, Namen den höchsten gleich, die unter die Sterne gesetzt sind? Wuchs nicht jeglichem Menschen der Mut und der Geist und die Sprache? Und wir waren zuerst als Nachbarn lebhaft entzündet. 6ber der Himmel trübte sich bald. Um den Vorteil der Herrschaft Stritt ein verderbtes Geschlecht, unwürdig, das Gute zu schaffen.4 c) Schiller. Erwartungsvoll sind die Blicke des Philosophen wie des Weltmanns auf den politischen Schauplatz geheftet, wo jetzt, wie man glaubt, das 1 Merkur 1790 Mai). 2 Hierfür 1790 (Juni). 3 Aus den „vier Jahreszeiten" (Weimarer Ausgabe I, S. 354). 4 Hermann und Dorothea. Vi.

2. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 70

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
70 Oie altorientalische Geschichte und des Hellenentums den äußeren Knlaß dazu bietet. Nicht als ob die politischen Schicksale des alten Orients gar nichts für uns wertvolles enthielten. Die ägyptische Geschichte z. B. mit ihrem mehrfach sich wiederholenden Wechsel von Blüte- und Verfallszeiten, von Eroberungszügen in fremde Länder und Invasionen durch fremde Völker, von patriarchalischer, durch feudale Einrichtungen beschränkter und absoluter Monarchie bietet sehr interessante Parallelerscheinungen zu vor-gängender europäischen Geschichte; aber ohne (Eingehen auf (Einzelheiten, ohne ein wirkliches verweilen und Sichversenken, das doch die Kürze der verfügbaren Seit schlechterdings verbietet, bleibt das eine schattenhafte (Erkenntnis, die sich alsbald wieder verflüchtigen muß: so schattenhaft wie die Gestalten der Tutmosis und Hmenemhotep, der Tiglatpileser und Kssarhaddon, welche die zeitliche Riefenentfernung, mindestens für Laienaugen, einander so ähnlich gemacht hat, und die uns daher auch im ©runde so herzlich gleichgültig sind, daß wir es als eine Rrt Vergewaltigung empfinden, wenn man uns nötigen will, ihre Taten unserem Gedächtnisse einzuprägen. was dagegen diese Völker zum bleibenden Kulturbesitz der Menschheit beigesteuert haben, oder was in ihrer Kulturentwicklung so eigenartig und bedeutsam ist, daß es dauernd die Teilnahme der Nachwelt erregt hat, muß der Unterricht den Schülern nahezubringen und einzuprägen versuchen: aber wiederum, ohne ihnen deshalb mit einer Übersicht über ihre gesamte Kultur aufzuwarten und ohne sich bei der geographischen Natur ihres Landes länger, als unbedingt nötig, aufzuhalten. 5ür die (Eigenart der Zarathustrareligion ist z. B. der das Leben Irans von jeher beherrschende Gegensatz von wüste und ^ruchtlanö von so großer Bedeutung wie das Klima Mesopotamiens für die Entwicklung der astronomischen Wissenschaft in diesem Lande; aber die paar Kulturtatsachen, die wir aus der (Beschichte Ägyptens herausgreifen, erfordern keine (Erörterung der geographischen (Eigentümlichkeiten des Nillandes, von so ausschlaggebender Wichtigkeit diese auch an und für sich sein mögen. Unsere Kenntnis vom Pharaonenreich begann im wesentlichen erst mit der (Entzifferung der Hieroglyphen, dieses vollkommensten Bilderschriftsystems, das auch heute noch unser Interesse beansprucht, warum sollte man nicht von ihr ausgehen, ev. anknüpfend an die auch biographisch reizvolle Lebensgeschichte (Ehampollions? Mithilfe einer Abbildung des Steins von Rosette ((Epidiaskop) finden die Schüler wohl selbst das Pro-

3. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 82

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
82 Die griechische Geschichte auch der des Griechischen Unkundige einen hauch vom Geiste des Grigi-nals verspüren kann. § 3. Dar griechische Altertum. In den ältesten Zeiten der griechischen Vergangenheit ist alles so problematisch, daß eine Skizze des historischen Verlaufs, wie ich ihn mir denke, den didaktischen Vorschlägen vorausgeschickt werden muß. Die mykenisch-kretische Kultur trägt ein in hohem Grade orientalisches Gepräge und ist von orientalischen Vorbildern mindestens in weitem Maße abhängig. Ihreträger befanden sich im Bronzezeitalter. Die homerische panhoplie war ihnen noch unbekannt, die Bekleidung der Männer äußerst dürftig. Sie verfügten über außerordentlichen Goldreichtum und kannten feine Techniken künstlerischer Metallbearbeitung, die später ganz verloren sind. Sie begruben ihre Toten in Schacht- oder sehr kunstvollen Kuppelgräbern, glaubten, daß ihre Seelen darin weiterlebten, und brachten ihnen Kult und ©pfer dar. wahrscheinlich verehrten sie außerdem Naturobjekte, heilige Bäume, Quellen, Steine, Tiere, und unheimliche, phantastische Mschwesen als Symbole furchtbarer Naturkräfte. Tempel bauten sie anscheinend noch nicht, wohl aber riesenhafte Königsburgen. Diese Bauten setzen das Dasein einer zahlreichen fronpflichtigen Bevölkerung voraus. Daß es eine vorgriechische Bevölkerung von nichtindoeuropäischer Abkunft in Hellas gegeben hat, wird durch die (Drtsnamen-forschung bewiesen; aber sie kann nicht genau feststellen, ob die mykeni-sche Kultur ganz oder nur teilweise von ihr herrührt.1 heftige Kriege erschütterten die mykenische Welt, sonst wären die furchtbaren Bergresten nicht nötig gewesen. (Ein Teil derselben muß in diesen Kriegen — der mykenischen Könige untereinander — bereits zerstört worden sein. Die (Erinnerung an diese Kämpfe lebte wohl schon in mündlich fortgepflanzten Gesängen fort. vielleicht als diese Welt bereits im Niedergänge war, vielleicht aber auch schon zur Seit ihrer höchsten Blüte, brach von Norden, über (Epirus, ein Volk von zweifellos nordischer Abkunft in die Halbinsel ein, die Achäer, hochgewachsen, blond, kriegerisch, von einem stolzen, reisigen 1 Beloch meint allerdings, es könne nicht mehr zweifelhaft sein, daß die Träger der mrjlemfchen Kultur auf dem Festlande Griechen waren, in „Tdeltge» schichte" (herausgeg. von v. Pflugk-Harttung I S. 151), während er für Kreta das Gegenteil als sehr wahrscheinlich bezeichnet (ebenda S. 153). Dgl. dazu Groebe S. 87 f.

4. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 116

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
116 Die griechische (Beschichte Deshalb darf man aber doch fragen, ob das, wofür Demosthenes kämpfte, nicht wert war, daß es zugrunde ging, und ob Philipp es nicht durch Besseres zu ersetzen vermochte und gedachte. Die Ähnlichkeiten mit der preußisch-deutschen Geschichte drängen sich hier geradezu auf, und in diesen Dergleichen liegt m. E. das Lehrreiche für die Schüler. Line nordische tttilitärmonarchie, halb in, halb neben der Gesamtnation stehend, mit eigenem Nationalbewußtsein und eigener Großmachtspolitik, vernichtet mit Waffengewalt die flftersuveränität und „Libertät" der Kleinstaaten, um sie aber sodann durch ein föderatives Band, unter (Erhaltung ihrer staatlichen Selbständigkeit, zu einem größeren Ganzen von unvergleichlich bedeutenderer Leistungsfähigkeit zusammenzufassen und die dadurch entbundenen Kräfte gegen den gemeinsamen Nationalfeind mobil zu machen: das paßt auf Makedonien, Hellas, Philipp, es paßt auch auf Preußen, Deutschland, Bismarck. Die Befugnisse der präsidialmacht und der Bundesvertretung mag man noch besonders vergleichen. Über dem Ähnlichen vergesse man jedoch auch das Abweichende nicht, sowohl in den Einrichtungen (Preußen gehört selbst zum Bunde, Makedonien nicht; Deutschland hat auch ein Volkshaus, der Hellenenbund nur ein Staatenhaus; die Reichsfunktionen sind unvergleichlich viel mannigfaltiger als die des Hellenenbundes), als auch namentlich in den (Besinnungen: die deutsche Nation wollte die (Einheit und stritt nur um die Form und den Umfang, die hellenische wollte die Einheit nicht. Dies Fehlende aber war durch nichts zu ersetzen, denn der Wille ist von allen Kräften des Weltgeschehens die gewaltigste. Das mag schließlich die letzte und feinste (Erkenntnis sein, die den Schülern aus der Betrachtung dieser Dinge erwächst. Der Fortgang der Ereignisse weist hier und dort nach sehr verschiedener Richtung. Nicht nur Alexander lenkt mehr und mehr aus nationalhellenischen in universalpolitische Bahnen: auch die Hellenen vermögen sich in ihre neue Lage nicht zu finden, sie empfinden die (Einheit nicht als Segen, sondern als Joch, suchen sie abzuschütteln (331), werden überwältigt, und nun tritt die makedonische Herrschaft an Stelle der Hegemonie, ein Zustand, den man im außerpreußischen Deutschland so sehr gefürchtet hat, und den Bismarcks geniale Gestaltung der Reichsverfassung so glücklich vermieden hat. § 10. Alexander und der Hellenismus. Daß Alexanders Geschichte als Grundlage universalhistorischer Entwicklungen Gegenstand des Unterrichts sein muß, bedarf weiter keiner

5. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 88

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
88 Die griechische (Beschichte Schüler nur dann Interesse, wenn sie Ereignisse auslösen, wenn sie gewissermaßen explodieren- anderenfalls haften sie nicht, denn das Interesse des Forschers hat epischen, das des Schülers dramatischen Charakter. Durch Knalysierung der Zustände die Herkunft der homerischen Menschen zu bestimmen, ist in der Schule untunlich, da das ethnographische Vergleichsmaterial erst geliefert werden müßte. Der Lehrer teilt also mit, daß es sich bestimmt um einen Zweig der Indoeuropäer handelt, wie aus der Sprache hervorgeht, während über die Urheber der mykenischen Kultur, solange ihre Sprache unbekannt bleibt, nur Vermutungen möglich sind? Daran schließe ich eine Übersicht über alle Zweige des indoeuropäischen Sprachstamms, da nach meiner (Erfahrung auch erwachsene Schüler darüber oft ganz verworrene Begriffe haben, die Magyaren für Slawen halten usw. hierüber ganz klar zu sein ist aber von praktischem Werte. Lin Stammbaum kann hier gute Dienste leisten. Die Romanen, als ein (Ergebnis späterer Mischungen, dürfen darin natürlich noch nicht vorkommen. Zum verweilen lockt die homerische Götterwelt. Rber nicht Mythologie als solche soll Gegenstand des Unterrichts werden, erst recht nicht die (Entstehung der homerischen Göttergestalten durch Differenzierungen, Verschmelzungen, Verselbständigung spezifischer (Eigenschaften usw. Wonach wir allein fragen, ist der Charakter der homerischen Götter, eine Frage, die zum letzten Male nicht schon durch Schiller, sondern, soviel ich weiß, durch Max Klinger aufgeworfen worden ist. Ihre Beantwortung gehört eigentlich in die Religionsgeschichte, die als besonderes 5qch Zu treiben wäre, wie in den Dr. Lietzschen Landerziehungsheimen: wo sie fehlt, muß die (Beschichte aushelfen. (Entsprechen diese Götter, so fragen wir, unseren Begriffen von Göttlichkeit? Sind sie allmächtig, allwissend, allgegenwärtig? Sind sie heilig und allweise? Wie verhalten sie sich zu Sitte und Sittlichkeit, unter sich und bei den Menschen? Worin liegt ihre Übermenschlichkeit? 2 Findet sich dann, 1 Rtögeroai) ist bekanntlich mit einem großen Aufwand von Gelehrsamkeit für die Pelasger eingetreten; aber gesetzt, er habe recht, so wissen mir doch nicht, wo diese pelasger ethnisch hingehörten. (Es spricht viel dafür, daß pelasger nur ein älterer Harne der Achäer gewesen ist (f. Beloch in Ullsteins „Weltgeschichte" I S. 140). 2 3m 2. Bande von Iakob Burcehardts Griechischer Kulturgeschichte ist das reichste Material zur Beantwortung dieser Fragen bereit gestellt, freilich nicht immer aus der rechten Perspektive beurteilt.

6. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 118

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
118 Die griechische Geschichte nis wichtiger ist als die altrömische Geschichte, besitzt eine so ungeheure welthistorische Bedeutung, daß es fast unbegreiflich ist, wie man ihn bisher so völlig vernachlässigen konnte. Und dann: wie lehrreich ist der Hellenismus 1. in seiner durchgehenden Verschiedenheit vom klassischen Hellenentum und 2. in seiner vielfachen Übereinstimmung mit modernen Zuständen? töie wenige Epochen ist er geeignet, durch vergleichende Heranziehung von Zurück- und vorausliegendem historisches Verständnis zu erzielen, das historische Urteil zu bilden - wie wenige, bietet er auch konzentrische Mittelpunkte der Betrachtung, wie sie Kästner verlangt2, wie sie sich aber nicht immer ungezwungen ergeben, wenn wir unseren Schülern von dieser reichen und fruchtbaren Zeit nichts weiter lehren, als daß damals noch eine Anzahl schöner Skulpturen entstanden sind, und daß die Verwandlung des Griechischen zur Weltsprache die Verbreitung des Christentums erleichtert hat, wie es gemeiniglich geschieht, so ist das eine schlimme Unterlassungssünde, zumal da es an guten Arbeiten über den Hellenismus nicht mehr fehlt.3 Der Hellenismus ist ein Zeitalter durch und durch individualistischen Geisteslebens. Ittan kann diesen Gesichtspunkt auch im Unterricht zum herrschenden machen, indem man ihn bei jedem einzelnen Kulturztveige herausarbeiten läßt; jedenfalls wäre er bei einer zusammenfassenden Schlußbetrachtung scharf in den Vordergrund zu rücken, vielleicht ist es am Leispiel des Hellenismus am leichtesten möglich, den Schülern die Begriffe Individualismus und Sozialismus mit wirklichem anschaulichem Inhalte zu erfüllen. 3m einzelnen könnte man wie folgt disponieren: 1. Der hellenistische Staat.4 Sein Umfang: Gegensatz zum Stadtstaat, aber — weil nicht national geschlossen — auch zum Typus des modernen Territorialstaats. Folgen für die Regierung: Demokratie 1 „Hie war Leben wie Kunst dem Modernen so ähnlich wie zur Zeit des Hellenismus", sagt (E. Bethe, Die griech. Poesie, in Gercke-Nordens (Einleitung I S. 315. vgl. jetzt auch Dürr, Die Behandlung der Hellenist. Kultur im Unterricht des Gymnasiums. Progr. Baden-Baden 1914. 2 (D. Kästner, Der Lehrplan der höheren Mädchenschule, 1909 S. 63. 3 klusgezeichnete Werke sind Kaerst, Geschichte des hellenistischen Zeitalters I 1901, Ii 1 1909 und Wendland, Die hellenistisch-römische Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum; jetzt auch Baumgarten»poland-Xdagner, Die hellenistisch-römische Kultur, 1913. 4 Tttit dem Staat anzufangen empfiehlt sich m. E., weil an ihm das radikal Neue der (Epoche am leichtesten einleuchtet.

7. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 122

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
122 Die griechische Geschichte 4. Die hellenistische Religion. a) Herrscherkult, b) Luhemerismus, c) Synkretismus. Das Vordringen orientalischer Kulte, der Astrologie und Magie, des Teufels-glaubens. d) Philosophie die Religion der Gebildeten. 3ur Signatur der geistigen Lage zur Zeit der (Entstehung des Urchristentums sind diese Dinge kaum entbehrlich. 5. Die hellenistische Kunst. 6. Überblick über die hellenistische Staatenwelt, und damit Überleitung zu Rom, das gleichfalls dem Hellenismus erliegt, aber die anderen politisch überwindet und eine Weltherrschaft begründet. U)ie kam das? Die Antwort gibt die römische Geschichte. Und auch die Frage soll dort ihre Antwort finden, woher denn für die hier vorgeschlagene Behandlung der griechischen Geschichte die Zeit genommen werden soll. Denn daran ist kein Zweifel, daß trotz der ganz erheblichen Beschneidung des Lernstoffes die Befolgung unserer Ratschläge sehr viel mehr Zeit erfordern würde, als die übliche „Durchnahme" der griechischen Geschichte verlangt; denn erstens wünschen wir, gegen jetzt, eine bedeutende Vermehrung des zu verarbeitenden kulturgeschichtlichen Stoffes, und vor allem eine viel eindringendere, vielseitigere Beschäftigung damit, die sich mit einem raschen Durcheilen der Jahrhunderte schlechterdings nicht verträgt, wenn die alte Forderung der (Einführung in das antike Geistesleben keine bloße Programmphrase bleiben, sondern Wahrheit werden soll, so darf die griechische Geschichte nicht im Laufschritt durchmessen werden; denn was wir antikes Geistesleben nennen, ist eben fast ausschließlich griechisches Geistesleben. U)ir hoffen zwar auf eine Vermehrung der Stundenzahl für die „Königin der Wissenschaften", wie Gaudig die (Beschichte einmal nennt; aber wir kennen auch die widerstände, die sich dagegen erheben werden, und wollen deshalb gleich vorausschicken, daß wir das für die griechische Geschichte unentbehrliche Mehr an Zeit in der römischen zum Teil wieder zu ersparen gedenken. Schluß. Zum Schluß möchte ich noch eine Auffassung ablehnen, die manche Wendung des obigen Textes nahelegen könnte: als ob es nämlich bei der (Erörterung von Problemen, auf die dieser Unterricht allerdings angelegt ist, nur auf eine Unterhaltung des Verstandes und Witzes abgesehen

8. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 131

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Die Begründung des römischen Weltreichs 131 man so gruppieren: 1. was wird aus den Überwundenen? 2. was wird aus den Siegern? 1. was wird aus den Überwundenen, a) soweit sie frei blieben? b) soweit sie Sklaven wurden? mit einer Schilderung der äußeren Romanifierung Westeuropas und der Technik der römischen Provinzialverwaltung ist die erste Hälfte der Frage noch nicht erledigt. Mehr als auf die Technik kommt es auf den Geist an, von dem die Wirkungen wesentlich abhängen. Beispiele römischer Provinzbeglückung, am besten mit kritischer Vorsicht den (Quellen selbst entnommen, müssen die Schüler kennen lernen. Die andere Hälfte der Frage führt auf das Sklavenproblem. Ls muß m. (E. auch in der römischen Geschichte erörtert werden. Die B e = Handlung der Sklaven ist dabei nicht die Hauptsache, wenngleich auch sie sehr wohl einmal Gegenstand des Unterrichts sein kann, natürlich im Zusammenhang mit den Sklavenaufständen - es muß aber dann auch alles erreichbare Quellenmaterial zugrunde gelegt und unbefangen geprüft werden? wichtiger als die Behandlung ist das Zahlenverhältnis zwischen Freien und Sklaven; sodann die Vergiftung des gesamten Wirtschaftslebens durch die Sklavenarbeit; endlich die Raffenfrage. Ls gilt hier keineswegs, ein geschichtsphilosophisches Dogma in die Schule einzuschmuggeln. 5lber daß die Zumischung von Millionen fremdrassiger Menschen den Lharakter einer Bevölkerung ändert, ist eine historische Tatsache, die in der Geschichte Roms eine maßgebende Rolle gespielt hat. was wird eintreten, wenn diese Sklavenmassen einst freie Bürger werden? Diese Zukunftsfrage wird man stellen dürfen. 2. Damit ist schon der Übergang vollzogen zu dem anderen Problem: was wird aus den Siegern? (Ehe sie dem Blute nach hellenifiert und semitifiert wurden, waren sie es schon dem Geiste nach. Diese helleni-sierung Roms ist das eine große hauptthema dieses Abschnittes. 1 An dieser Unbefangenheit scheint es manchmal zu fehlen. Ein Irrtum ist es, vorauszusetzen, das Los der Sklaven sei so, wie in der von der milden Lehre der Stoa stark beeinflußten Kaiserzeit, schon in früheren Jahrhunderten gewesen. Wenn das Verhältnis in der Regel — Ausnahmen bei besonders bevorzugten Elitefklaven natürlich zugestanden — ein so behaglich-patriarchalisches war, wie es schönfärbende moderne Tendenz manchmal auszumalen beliebt, woher dann die Sklavenkriege? Die Komödien des piautus und Terenz sind nur mit Vorsicht als (Quellen für römische Verhältnisse zu benutzen, da sie sämtlich auf griechische Vorbilder zurückgehen und sogar ostentativ vermeiden, sich römisch zu geben. 9*

9. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 132

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
132 Die römische Geschichte von dem trüben Bilde völliger Verkommenheit, das Griechenland politisch damals aufweist, wendet sich der Blies zurück auf die unerhört reichen Kulturschätze, welche dieses Volkes Khnen aufgespeichert hatten und mit denen es noch damals das siegreiche Rom zwar nicht innerlich überwand, aber doch zu äußerlicher Huldigung nötigte. Der Gegenstand gibt zugleich Gelegenheit, noch einmal alle Geschenke Revue passieren zu lassen, welche die Menschheit dem hellenischen Genius verdankt. Man kann den Stoff etwa so ordnen: 1. Die Übernahme des hellenistischen Haus-, Tempel- und Städtebaues samt den Schmuefformen: Startanlage, Forum, Tempelform, Basiliken (erste in Rom 184 durch Lato), Theater, Wohnhaus mit (Barten, wand- und Fußbodendekoration, Hausgerät, wie es v. Duhn am Beispiel Pompejis hübsch veranschaulicht hat.1 Voraussetzung ist das Vorhandensein reichlichen Knschauungsstoffes. 2. Die Nachbildung hellenischer Kunst i.e.s. a) Die ältere Beeinflussung durch Großgriechenland: Tempel (z.b. der Demeter und des Dionysos aus velia 496), Porträtstatuen, Münzbilder, b) die jüngere Beeinflussung durch das griechische Mutterland: Masseneinfuhr von Kunstwerken, Verwendung von Säulen und Gewölbebogen, Skulpturen, Porträts; die Künstler sind Griechen. 3. Übernahme griechischer und orientalischer Götter, Mythologien, Kulte; Identifizierung der griechischen mit italischen Gottheiten. 4. Pflege der griechischen Sprache als allgemeiner Trägerin jeder höheren Bildung; Einfügung griechischer Worte und Redensarten ins Gespräch und in den Brief (Ticeros Briefe; Täsar: Kai au, rexvov); Nachbildung griechischer Versmaße und Dichtungsarten, Übersetzung griechischer Epen und Komödien, ohne jeden Anspruch auf Originalität. 5. Übertragung der griechischen Philosophie, besonders durch dicero; Philosophie als Modesache. 6. hellenisierung des Lebens, Verfeinerung, aber auch Verweichlichung und sittlicher verfall. Kreis der Scipionen; Bakchanalienprozesse. Durch diese hellenisierung haben die Römer ihren Nationalcharakter verloren.2 vielleicht anknüpfend an den Gegensatz zwischen (lato und 1 v. Duhn, Pompeji, eine hellenistische Stadt in Italien. („Bus Natur und Geisteswelt" Hr. 114) 1906. 2 Beispiele einer total unrömischen Gesinnung bei properz 16, Ii 1 Schluß (an irtäcenas), Iv5. („Wundert es dich, daß ein Ideib mein ganzes Leben regiert?")

10. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 144

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
144 Die römische Geschichte ten) das Abendland beeinflußt, feine politischen und administrativen Einrichtungen, seine Wissenschaft, Technik, Industrie, seinen Kunstge-schmack, und vor allen Dingen seine Religiosität.1 (Es ist heute nicht mehr möglich, mit einem Satze über Imthra und ttybele über diese Dinge hinwegzugehen, nicht nur, weil überall Zttithräen ausgegraben werden, besonders viele in Deutschland, sondern namentlich, weil sonst einer der wesentlichsten Faktoren für das Verständnis sowohl der Auslösung der antiken Kultur wie der Ausbreitung und Ausgestaltung des Christentums ausgeschaltet wird. Die Schüler sollen die wichtigsten dieser Kulte, ihre Ursprünge, Vermischungen und fabelhafte Verbreitung kennen und verstehen lernen, welchen Bedürfnissen sie entsprachen und warum sie der griechischen wie der römischen Religion überlegen waren (Anknüpfung an die älteren, auch orientalisch beeinflußten Mysterienreligionen der Griechen). Sie mögen dabei lernen, woher die abendländischen Völker (Bestirndienst und Planetenwoche, Astrologie und Satansglauben bekommen haben, und inwiefern auch das bereits stark hellenifierte Christentum diesen orientalischen Religionen mit ihren Sakramenten, Ideihe-und Sühnearten, ihrem heiligungsstreben und Unsterblichkeitsglauben verwandt war? Erst wenn so die weitgehende (Drientalisierung der wichtigsten Lebensverhältnisse klar geworden ist, mag die letzte Frage gestellt werden, wie denn eine so erstaunliche Umwandlung möglich ist, die doch wirklich kaum Geringeres bedeutet, als wenn wir zum Islam oder Buddhismus übergehen wollten? Daß eine Umwandlung des völkischen Substrats zugrunde liegt, ist eine so naheliegende (Erklärung, daß man kein Raffenfanatiker zu fein braucht, um auf sie zu stoßen. Diese Vermutung, immer und immer wieder von vielleicht nicht gerade vorurteilsfreien Vertretern des Rassengedankens geäußert und zuerst von Gobineau in dem Begriffe des „Völkerchaos" gewissermaßen kristallisiert3, ist in- 1 Ich verweise für alles dies besonders auf (Eumont, Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum, deutsch von (Dehrich, Leipzig 1910, an zweiter Stelle auf Tdendland, Die hellenistisch-römische Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum. 1907. 2 Ich nenne als bequeme Hilfsmittel noch die allgemein bekannten Bücher von Cumont, Die Mysterien des Itiithra, deutsch von (Behrich 1903, und Troels-Lund, himmelsbild und Weltanschauung, deutsch von Bloch, 3. Hust. 1908, beide bei B. G. Ceubner. 3 Gobineau, Essai sur l’inegalite des races bumaines, 1854/6, deutsch von L. Schemann in 4 Bänden, Stuttgart 3. stuft. 1907. Gobineau war m. W. der erste, der den Grientatifierungsprozeß ersannt und in dem glänzend geschriebenen Kapitel Rome semitique dargestellt hat.
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